Wegekreuze

Das Kreuz mit oder ohne Corpus des Gekreuzigten steht im Zentrum christliche Lehre und Tradition und ist in Europa Kulturgut. Der Gekreuzigte ist aber auch dem Judentum nicht fremd, und ebenso kennt  die islamische Tradition Jesus Christus.


Wegekreuze in Oer-Erkenschwick

Oer:

Nr. 1. "Recklinghäuser-Straße" Hof Schürmann.

Nr.2. "Theodorstraße" Ecke "Sinsener Straße" Hof Fischer.

Nr.3."Kaninchenbergweg" Ecke "Sinsener Straße".

Nr.4. "Pfarrheim Peter und Paul" Klein-Erkenschwicker Straße.

Nr.5. "Haardstraße Ecke Haardgrenzweg".

Nr.6. "Figuren Aussichtsrast" Nähe "St. Johannes" Haardgrenzweg.

Nr.7."Kreuzung Pieper" Großerkenschwicker Straße.

Erkenschwick:

Nr.8."Stimbergstraße" Ecke "Schlingweg".

Nr.9."Kleinerkenschwicker Strasse 190" Nähe Von-Waldthausen-Straße.

 Nr.10."Am alten Fußweg"  zwischen Straße "An der Aue" und Straße "Im Buschkamp".

Nr. 11. "Otto-Hue-Str. 1"

Rapen:

Nr.12."Ludwigstraße" Ecke "Steinrapener Weg".

Nr.13."Hof Notarp" Verbandstraße.

In Oer-Erkenschwick sind wahrscheinlich noch mehr als die 12 genannten Kreuze  vorhanden.  Private Stifter errichteten die Kreuze aus Dankbarkeit nach Rettung aus Not und Krankheit. Die Entstehungsgeschichte und die Zeit ihrer ersten  Aufrichtung ist meistens nicht bekannt. Weil die meisten der Kreuze aus vergänglichem Holz gefertigt wurden, mussten sie  nach Jahren immer wieder erneuert werden. Im Folgenden beschreiben wir drei der Kreuzesgeschichten.

Brotkreuz, Kleinerkenschwicker Str. 190

Am Fuße des Kreuzes war bis vor wenigen Monaten eine Tafel vorhanden. Ihre Inschrift lautete:

 Errichtet als Brotkreuz im 18. Jahrh. Erneuert 1909.  Hier errichtet am 5.9.1962 von Heinrich Stegemann und Frau Elisabeth.

 

Das Generalvikariat Münster schrieb als Antwort auf eine entsprechende Frage:

Leider haben wir in unseren Beständen keinerlei Hinweis auf das von Ihnen genannte Brotkreuz finden können. Auch woanders finden wir diesen  Namen nicht.

Note: Im Erzbistum Köln, zu dem bis zum Wiener Kongress (1815) das Vest gehörte, mag der Name Brotkreuz geläufig gewesen sein.

 

Der weite Weg zur Pfarrkirche St. Peter in Recklinghausen führte  vermutlich zu einer Erkenschwicker Sonderregelung der Armenhilfe. 

Am jährlichen Almosentag feierte man wohl von Alters her eine Messe am Brotkreuz in Erkenschwick. Die Bauern von Erkenschwick mussten ihre Almosen dort gleichzeitig abgeben. An Ort und Stelle wurden sie dann unter den Armen der Bauerschaft verteilt. Einen Almosentag gab es in allen Katholischen Gemeinden. Bereits  im Jahr 1643 schrieb Pastor Thiel (Datteln): "Am Montag nach Dreifaltigkeit geht die Prozession zur Linde auf dem Tige. Hier wird in der Messe über das Almosengeben gepredigt und hier müssen alle Kirchspiels Eingesessenen ihre Almosen einliefern und können auch dazu ermahnt werden." . Der Ort der Almosenmesse war normalerweise in Pfarrkirchennähe.  Die Bauerschaft Erkenschwick gehörte zum Kirchspiel von St. Peter Recklinghausen und der Weg zur Pfarrkirche in Recklinghausen war sehr weit, über 10 km.  So zeigten damals vermutlich die kirchlichen Behörden Verständnis und richteten eine Almosenmesse im weit vom Zentrum entfernten Kleinerkenschwick ein, nämlich am  Brotkreuz.   Anders als in Datteln war in vielen Gemeinden der erste Tag nach Johannis (24.Juni) Almosentag.


Ein anderer Almosenort.

Die Pest und ihre Folgen in Castrop

Oftmals starb an dieser Krankheit in den Häusern jeder zweite oder dritte Bewohner.  Medikamente gab es dagegen nicht. Die Ärzte konnten nichts unternehmen. Im Jahre 1637 trat die Krankheit besonders schlimm in Castrop-Rauxel  und Umgebung auf. Alle Bewohner der Bauernschaft Merklinde sollen damals an der Pest gestorben sein. Die Überlebenden  in Obercastrop, in Rauxel und in Frohlinde errichteten als Dank dafür, dass sie verschont geblieben waren, sogenannte Pest- oder Bokenkreuze  aus Stein bei einigen Buchen, die auch heute noch existieren. Man wollte aus Dankbarkeit   sich auch zukünftig mehr um Kranke und Arme kümmern. Schriftliches aus  Rauxel zeugt davon:  

 Wir, Jürgen Schulte zur Begibing, Heinrich Borgmann und Johann Borgmann, Johann Gruthölter, Jürgen Neuhaus, Johann Haarmann, Hermann Schulte, Ewert  Fleige, Heinrich Risse, Amandt Abraham, Heinrich Abraham und Philipp Schachhorst, erklären  für sämtliche  Eingesessenen der Bauerschaft Rauxel das Folgende. 

Nachdem der allmächtige Gott in dem Jahre 1636 uns und die Unsrigen mit der  abscheulichen  Krankheit der Pestilenz heimgesucht hat, haben wir der allerheiligsten Dreifaltigkeit, der Jungfrau Maria, dem heiligen Martin, den Heiligen Lambertus und Blasius als Heilige der Kirche in Castrop und dem heiligen Rochus eine Stiftung versprochen. Das Fest des Heiligen Rochus, das am 16. August liegt, soll jedes Jahr so besonders gefeiert werden, wie man auch das Osterfest feiert. Am dritten Sonntag danach sollen alle Bewohner von Rauxel nach einem Gottesdienst in einer Prozession zum Boken-Kreuz ziehen und den dort erschienenen Armen Almosen spenden. Denjenigen Armen, die nicht mehr gehen können, sollen die geschenkten Gaben in die Häuser gebracht werden. Dies soll in alle Ewigkeit so gehalten werden.

 Aus:  Heimatbuch zur  Feier "1100-Jahre Castrop- Rauxel 1934",  Seiten 236-238;  von Hermann Wiggermann: Das Pestkreuz und das Boukenfest, Erinnerung an den Dreißigjährigen Krieg. 



Das Wegekreuz an der Kreuzung "Pieper" in Oer

Auch heute werden noch Kreuze errichtet.



Die  obigen Fotos vom 07.05.2022 entstanden bei der ersten Einweihung.

Damals fehlte dem Kreuz noch der Korpus.


Das Foto zeigt die Situation vor dem Umbau der Straßenkreuzung Pieper. Nach dem Umbau endete die Josefstrasse in einem Wendehammer. Zu diesem Wendehammer war das Kreuz versetzt und letztlich im Jahr 2021 dort ganz abgebaut worden.


Zweite Weihe am Donnerstag, 13.04.2023

Stimbergzeitung:

"Oerer Wegekreuz hat jetzt auch einen Korpus",  

Text der Stimbergzeitung vom 15.04.2023 zum Lesen vergrößert.

Das neue Kreuz fand seinen Standplatz gegenüber dem Wendehammer Josefstraße an der Südseite der Groß-Erkenschwicker Straße.


Das Rapener Wegekreuz, ein  Sühnekreuz

Elisabeth Schulte Hubbert 1918 vor dem Kreuz von 1855. Die Inschrift war noch vorhanden, der Korpus nicht mehr.


2002


05.06.2003


06.02.2017


Aufbau am 03.04.2017


Aufbau am 03.04.2017


Aufbau am 03.04.2017


Aufbau am 03.04.2017


Aufbau am 03.04.2017


12.07.2017

Das Wegekreuz von Rapen, ein  Sühnekreuz. 

Ein nächtlicher Unfall geschah bei Wiesmann.  Ein junger Mann stürzte mitsamt der Leiter auf der er stand. Der Verletzte schleppte sich noch bis an die gegenüberliegende Straßenseite und starb dort. Daraufhin wurde an der Stelle das 1. Sühnekreuz 1832 errichtet, weil man der Überzeugung war, dass die Leiter mutwillig umgestürzt worden war. Um 1855 war das Kreuz baufällig geworden. Das daraufhin errichtete neue Kreuz trug einen Korpus und eine Tafel mit dem Text „I.N.R.I“ (Jesus Nazarenus Rex Judaeorum). 1923 musste wiederum renoviert werden. Der Korpus fehlte, aber die Texttafel prangte noch über dem Querbalken. Diesmal stellte man ein einfaches Kreuz mit weißem Anstrich ohne Inschrift und Korpus auf und umgab es mit einem ebenfalls weißen Zaun. 1950 lag auch dieses Kreuz am Boden. Der Fußbereich war verfault. Eine Lehrerin aus Rapen, Fräulein Pieper, setzte sich für eine Kreuzerneuerung ein. Ernst Schulte Hubbert ließ ein neues Kreuz ohne Korpus errichten. 1972, nachdem der Steinrapener Weg und die Ludwigstraße einen geänderten Verlauf bekommen hatten, wurde der Hof Schulte Hubbert abgebrochen, wobei auch das Wegekreuz unbemerkt verschwand. 1980 berichtete Hermann Hölscher, dass beim Bauhof der Stadt das alte Schulte-Hubbert-Kreuz gelagert sei. Auf Betreiben von Ulrich Müter sorgte Walter Nilius, Ratsherr und FC-Vorstand, für den Transport des Kreuzes in die Krikedill. Tischler Heinrich Wesselbaum restaurierte das in die Jahre gekommene Stück unter Mithilfe von Ulrich Müter. Gemeinsam mit Männern der KAB St. Marien erfolgte die Aufrichtung des restaurierten Kreuzs am 10. Juni 1980 an der jetzigen Stelle. Willi Stratkemper hatte die Metallhalterung kostenlos hergestellt. Pfarrer Bernhard Liesner weihte das Denkmal nach der Messe am Sonntag, den 15. Juni 1980 ein. Der Standort ist jetzt nur wenige Meter vom historischen Platz entfern. 1991 Am 8. August bekam das Kreuz einen Korpus, den die KAB St. Marien beim Künstler Heinrich Krautwald erworben hatte. 2002/2003 nahm sich die Schützengilde Rapen von 1804 des Kreuzes an. Unter ihrem Vorsitzenden Wolfgang Höntzsch gestalteten Männer der Gilde das Umfeld neu und gaben dem Kreuz ein Dach und eine Rückwand.  Dann gab es den vierten  Ersatz.  2016 stellte Franz Fichtel fest: "Das Kreuz hat großen Schaden genommen." Männer der Schützengilde Rapen unter Leitung ihres Vorsitzenden Volker Brachmann, gingen ans Werk. Das Kreuz bestellt die Müter-Stiftung beim Zimmermann Pieper in Klostern. Den Metallfuß fertigte Andreas Renner. Die Kupferarbeiten gab Christian Wegner in Auftrag. In einer kleinen Feierstunde segnete Pfarrer Vehring das neue Wegekreuz am Mittwoch, den 12. Juli 2017, um 18:00 Uhr.


12.07.2017